16.04.2018, 11.35 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Cronenberg will mehr! Du auch? Initiative lädt am 23./24. April ein

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Eine Negativ-Entwicklung in der Ortsmitte, allen voran an der Hauptstraße, ist seit Jahren unübersehbar. Symbol dafür war der ehemalige akzenta-Supermarkt: Über sechs Jahre dauerte es, bis sich nun eine Nachfolge-Nutzung in Form eines Mehrgenerationen-Wohnprojektes für das Gebäude fand (die CW berichtete mehrfach). Schneller ging es mit dem Kaufhaus Buß, in das nun Policks Backstube umziehen wird. Aber was wird dann aus der aktuellen Backstube-Filiale gegenüber? Und was wird, wenn „Dieter’s“ wie angekündigt im Spätsommer sein Geschäft schließt? Kommt dann noch eine Versicherung, ein Frisör oder ein Imbiss, wie gerne ironisch in den sozialen Netzwerken zur Lage in der Ortsmitte „schwadroniert wird?

Ob das Ei oder das Huhn zuerst da war, bleibt die Frage – nicht zuletzt aber mit der Verlagerung von Aldi und Rewe auf die grüne Wiese in Unterkirchen hat die Hauptstraße viel an Zugkraft eingebüßt. Ein Übriges tun der Online-Handel und die Verkehrsführung dazu: Die Aufenthaltsqualität geht gegen Null, die einstige Dörper Einkaufsmeile wird mehr und mehr zu dem, was sie (auch) ist – eine Durchgangsstraße.

Seit über 40 Jahren: Verkehrskonzepte in der Schublade

Das ist nichts wirklich Neues: Schon vor Jahrzehnten, Mitte der 1970er-Jahre, wurde über eine Änderung der Verkehrsführung in der Ortsmitte nachgedacht – es geschah nichts. Anfang des neuen Jahrtausends gab es einen neuen Anlauf: Die Bezirksvertretung (BV) Cronenberg investierte 15.000 Euro, um im Jahre 2003 die „Ortskernplanung Cronenberg“ erarbeiten zu lassen. In diesem Jahr feiert das Gutachten der Aachener Verkehrsplaner 15-jähriges Jubiläum – verstaubt in der Schublade.

Die insgesamt mittlerweile 40-jährigen Bemühungen um Veränderungen in der Ortsmitte sind ein trauriges Symbol: Stadtentwicklungspolitisch herrscht Stillstand in Cronenberg – abgesehen von „kleinen Würfen“, die der rührige Cronenberger Heimat- und Bürgerverein (CHBV) sowie Sponsoren aufbringen. „Absehbar ist, dass es zu weiteren Leerständen einst attraktiver Ladenlokale kommt, für die keine Nachfolge gefunden werden kann“, heißt es daher in einem Schreiben der Initiative „Nachhaltig in Cronenberg“ (NiC): „Insgesamt ist vermutlich allen klar, dass sich etwas verändern muss, damit Cronenberg lebenswert bleibt.“

„Wir müssen laut werden, sonst haben wir nichts zu erwarten“

Um Veränderungen dazu anzustoßen, lädt die Initiative am 23./24. April 2018 alle Cronenberger ein: „Wir möchten versuchen, die verschiedenen Ideen und Sichtweisen kennenzulernen, wenn möglich einander anzunähern und thematisch zu bündeln“, erläutert Sprecher Stephan Schaller: „Dies brauchen wir, um gestärkt gegenüber der Stadt aufzutreten, die öffentliche Wahrnehmung für unsere Anliegen zu steigern und positiven Wandel einzuleiten.“

Dass das notwendig scheint, machten Bezirksbürgermeisterin Ursula Abé und Rolf Tesche, Vorsitzender des Cronenberger Heimat- und Bürgervereins, deutlich: „Cronenberg geht’s zu gut – es gibt keine Gelder“, sei immerzu aus der Stadt zu hören, berichteten sie einigermaßen frustriert. Die Schlussfolgerung brachte Grünen-Ratsherr Peter Vorsteher so auf den Punkt: „Wir müssen laut werden, sonst haben wir nichts zu erwarten.“

Antrag zum Ortsmitte-Verkehr in die BV eingebracht

Die Initiative möchte allerdings nicht nur laut werden, sondern will auch „Macher“ sein. Nach dem Vorbild der Initiative „Aufbruch am Arrenberg“ sollen in Cronenberg Projekte entwickelt und angeschoben werden. Erste „Pflänzchen“ sind der Restaurant Day, das Fahrrad-Repair-Café und die Fahrradbörse. Als weiteres wurde ein Bürgerantrag an die Bezirksvertretung (BV) Cronenberg gestellt: Darin beantragt die Initiative, die geplanten Fahrbahn-Sanierungen der Hauptstraße und Lindenallee für einen Testlauf eines Einbahnstraßen-Rings in der Ortsmitte zu nutzen. Das Cronenberger Stadtteilparlament wird in seiner Sitzung am Mittwoch, 18. April 2018 (19 Uhr), in der Aula der Schule Berghauser Straße 45 über den Antrag beraten.

„Prozess für ein gutes Cronenberg von morgen in Gang setzen“

„Ich glaube, das wäre ein guter Probelauf für die Vision von einer geänderten Verkehrsführung in der Ortsmitte“, stimmte Anke Borchardt, Vorsitzende des Presbyteriums der Evangelischen Gemeinde Cronenberg, zu: „Wir sind uns einig, dass wir etwas verändern möchten.“ Wer das ebenso möchte, ist am 23. und/oder 24. April herzlich im Zentrum Emmaus willkommen. „Wir würden uns sehr freuen, gemeinsam einen Prozess in Gang zu bringen, an dessen Ende ein gemeinsames Zukunftsbild von Cronenberg steht – ein Stadtteil, in dem wir uns gerne aufhalten, einkaufen und vor allem leben!“, hoffen Stephan Schaller und die Initiative auf viele Interessierte.

„Cronenberg will mehr!“ – ob das auch die Dörper wollen, wird sich am 23./24. April zeigen…